Grundsätzlich müssen sich Anleger zwischen zwei Herangehensweisen entscheiden: Sie nutzen entweder positive Kriterien und identifizieren Unternehmen, die in besonderer Weise ökologische und soziale Anforderungen erfüllen – sei es Klimaeffizienz, geringer Wasserverbrauch oder Arbeitssicherheit. Oder sie schließen mit Hilfe von Negativkriterien Unternehmen, Branchen oder Staaten von vorneherein aus, die bestimmte ESGAnforderungen nicht erfüllen oder gegen internationale Normen und Standards verstoßen. Ein solches Negativscreening zählt zu den häufigsten Ansätzen.
Im nächsten Schritt können Investoren dann entweder einen absoluten oder einen relativen Ansatz weiterverfolgen. Beim Positivscreening bedeutet ein absoluter Ansatz, dass es allein darum geht, wie gut das Unternehmen die an ESG gestellten Anforderungen erfüllt, unabhängig davon, wie es relativ zu anderen Unternehmen dasteht. Analog werden beim Negativscreening Unternehmen gemieden, die ESG-untaugliche Aktivitäten verfolgen. Das kann dazu führen, dass aus einem Sektor sehr wenige, aus einem anderen sehr viele Aktien ausgeschlossen werden, einzelne Sektoren möglicherweise sogar ganz. Ein absoluter Ansatz bietet also den Vorteil, branchenübergreifend gewisse Mindeststandards zu setzen, kann auf Grund des Ausschlusses bestimmter Aktien oder Branchen aber dazu führen, dass die Diversifikation des Portfolios leidet.
Beim relativen Ansatz sortiert man zunächst die Unternehmen nach Gruppen, etwa nach Sektoren oder Branchen und filtert danach aus jeder einzelnen Gruppe die besten Aktien heraus. Es gilt somit das Best-in-Class-Prinzip. Hier werden solche Unternehmen ausgewählt, die in ihren Branchen im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung führend sind. Er beschränkt sich damit nicht auf klassische Nachhaltigkeitsbranchen wie erneuerbare Energien und Umwelttechnologie. Auch Automobilhersteller, Öl- und Chemiekonzerne kommen in Frage, wenn sie beim ESG-Rating besonders gut abschneiden und innerhalb ihrer Branche ökologische und soziale Standards am besten umsetzen.
Einer der größten Kritikpunkte an dieser Herangehensweise ist, dass die Unternehmen nicht besonders nachhaltig sein müssen, sondern es ausreicht, wenn sie innerhalb ihres Sektors zu den Besten gehören. Andererseits werden möglicherweise Aktien ausgeschlossen, die zwar innerhalb ihrer Vergleichsgruppe nicht zu den Besten gehören, aber immer noch besser sind als die meisten Unternehmen aus einer anderen Branche. Da zudem viele Best-in-Class-Indizes nach der Marktkapitalisierung gewichtet sind, haben oft relativ kleine Unternehmen keine Chance, eine nennenswerte Gewichtung im Index zu erreichen.