Anleihen

Was ist eine Anleihe?

Anleihen sind Wertpapiere und gehören zu den klassischen Instrumenten für die Beschaffung von Fremdkapital. Anleihen haben unterschiedliche Namen: Sie heißen verzinsliche Wertpapiere, Rentenpapiere, Schuldverschreibungen oder Obligationen. Der englische Begriff ist Bonds, ist die gesamte Anlageklasse gemeint, wird mittlerweile der Begriff Fixed Income immer gebräuchlicher.

Trotz ihrer Namensvielfalt ist das Ziel aller Anleihen identisch. Um sich Kapital zu beschaffen, begeben Länder, Kommunen oder Unternehmen Wertpapiere, die eine befristete, vorab festgelegte Laufzeit haben. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von der Emission der Anleihe. Auf der anderen Seite stehen Anlegerinnen und Anlegern, die die emittierten Anleihen kaufen.

Wie funktioniert eine Anleihe?

Im Grunde verleihen Anleger eine bestimmte Zeit lang Geld an Länder, Kommunen oder Unternehmen, werden also zu deren Gläubigern. Dafür erhalten sie regelmäßig am Ende einer Periode Zinszahlungen. In Deutschland geschieht das in der Regel jährlich, in anderen Ländern, wie etwa in den USA halbjährlich. Der Zinsanspruch der Anleger wird Kupon genannt. Der Begriff stammt aus der Zeit, als Anleihen noch in gedruckter Form ausgegeben wurden. Um die Zinszahlung zu erhalten, mussten die an der Urkunde befindlichen Marken, die so genannten Kupons, beim Schuldner oder der Bank abgegeben werden. Am Ende der vorab festgelegten Laufzeit der Anleihe bekommen die Anlegerinnen und Anleger ihr investiertes Kapital, also den Kaufpreis vollständig zurück.

Erklärvideo zum Thema Anleihen

Worin besteht der Unterschied zu anderen Wertpapieren?

Aktien gehören zum Eigenkapital eines Unternehmens und sind sogenannte Sachwerte. Investorinnen und Investoren, die Aktien eines bestimmten Unternehmens kaufen, werden Miteigentümer dieses Unternehmens und werden in Form von (meist jährlich) gezahlten Dividenden am Gewinn des Unternehmens beteiligt. Sie erhalten das investierte Kapital nicht automatisch am Ende einer vorab festgelegten Laufzeit zurück, sondern dann, wenn sie die Aktie verkaufen. Die Höhe ihres Kaufpreises und die Entwicklung des Aktienkurses entscheiden darüber, wie hoch der Veräußerungsgewinn (oder der Veräußerungsverlust) ist.

 

Im Gegensatz zu Aktionären beteiligen sich Anleiheinvestoren nicht am Eigen-, sondern am Fremdkapital des Unternehmens. Sie werden daher nicht Miteigentümer, sondern Gläubiger. Im Unterschied zu Banken, die durch die Vergabe von Krediten ebenfalls Gläubiger eines Unternehmens sein können, werden Anleihen öffentlich begeben, so dass jedermann dem Emittenten der Anleihe Kapital für die Dauer der Laufzeit überlassen kann. Anleihen unterscheiden sich von Darlehen durch abweichende Konditionen wie unterschiedliche Laufzeiten oder Währungen.

Welche Arten von Anleihen gibt es?

Abhängig von ihrer Laufzeit unterscheidet man kurzfristige oder kurzlaufende Anleihen, mittelfristige sowie langfristige oder langlaufende Anleihen. Bleibt die Höhe der regelmäßigen Zinszahlungen immer gleich, spricht man von festverzinslichen Anleihen, ändert sich die Höhe, ist von variabel verzinslichen Anleihen die Rede. In diesem Fall zahlt der Emittent der Anleihe am Ende der Zinsperiode die vereinbarten Zinsen und gibt gleichzeitig den neuen Zinssatz der nächsten Periode bekannt. Die Höhe orientiert sich an einem Referenzzinssatz wie dem EURIBOR (European Interbank Offered Rate) oder dem LIBOR (London Interbank Offered Rate).

Anleihen stammen von ganz unterschiedlichen Emittenten. Es ist daher wichtig zu wissen, wer die Anleihe ausgibt und wie gut dessen Bonität ist. Was steckt dahinter? Die Wahrscheinlichkeit, dass die Anlegerinnen und Anleger ihre Zinszahlungen erhalten und vor allem am Ende der Laufzeit ihr investiertes Kapital zurückbekommen, ist umso größer, je besser die Bonität des Emittenten ist. Je niedriger dessen Kreditwürdigkeit, desto höhere Zinsen muss er auf seine Anleihen zahlen, je höher die Bonität, desto weniger.

 

Staatsanleihen

Der Name sagt bereits, Staatsanleihen werden von Staaten, genauer gesagt von deren Regierungen begeben. Auf Englisch heißen sie daher auch Government Bonds. Einen guten Ruf, also eine hohe Bonität genießen amerikanische und deutsche Staatsanleihen: US Treasury Bonds und Bundesanleihen.

 

Unternehmensanleihen

Unternehmensanleihen werden von Wirtschaftsunternehmen begeben und es kommt nicht selten vor, dass eine Firma sowohl Aktien als auch Anleihen emittiert, sich also über Eigenkapital und Fremdkapital neues Geld beschafft.

 

Kommunalobligationen

Wie bei Staats- und Unternehmensanleihen macht auch hier der Name klar, worum es geht. Kommunalobligationen dienen der Finanzierung von Städten und Gemeinden. Es sind festverzinsliche Teilschuldverschreibungen, die von Banken herausgegeben werden, um langfristige Investitionsprojekte zu ermöglichen. Da die Papiere durch die Kommunen abgesichert werden, gelten sie als besonders risikoarm und mündelsicher.

 

Anleihen aus Schwellenländern / Emerging Market Bonds

Nicht nur Entwicklungsländer benötigen Kapital, auch Schwellenländer und dort beheimatete Unternehmen – und auch sie begeben zu diesem Zweck Anleihen. Teilweise werden diese Wertpapiere in harten Währungen, vor allem in US-Dollar begeben, teilweise in den lokalen Landeswährungen. Wegen ihrer meist niedrigen Bonität werden die Wertpapiere als eigene Anlageklasse, als Emerging Market Bonds zusammengefasst.

 

Hochzinsanleihen / High Yield Bonds

Hochzinsanleihen (oder High-Yield-Anleihen) sind Unternehmensanleihen, die von etablierten Ratingagenturen mit einem Rating unterhalb BBB– oder Baa3 (siehe unter Anleihen mit und ohne Investment Grade) eingestuft werden. Sie bieten in der Regel höhere Zinsen und haben das Potenzial für Kapitalzuwächse – allerdings auch ein höheres Ausfallrisiko. Sie sind nur wenige mit anderen Sektoren des Anleihenmarktes korreliert und können daher die Diversifikation eines Portfolios verbessern.

 

Anleihen mit und ohne Investment Grade

Internationale Rating-Agenturen wie Standard & Poor’s oder Moody's bewerten Anleihen und vergeben Noten für deren Bonität. Bei Standard & Poor’s etwa heißen die Noten AAA, AA+, AA, AA-, A+, A, A-, BBB+, BBB und BBB-; sie werden auch Ratings mit Investment Grade genannt. Die Größe reflektiert eine mittlere bis hohe Bonität des Emittenten. Ratings unter BBB- (vgl. oben unter Hochzinsanleihen) stehen für Anleihen ohne Investment Grade – und damit für eine niedrige Bonität des Emittenten.



Wie sehen Risiko und Rendite bei Anleihe aus?

Die Rendite einer Anleihe setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: aus den einzelnen Zinszahlungen und den Kursgewinnen an den Kapitalmärkten während der Laufzeit. Umgekehrt sind Anlegerinnen und Anleger drei Risiken ausgesetzt.

 

1. Ausfall- oder Bonitätsrisiko

Risiko Nummer 1 ist ein möglicher Zahlungsausfall, dessen Wahrscheinlichkeit von der Bonität abhängt und an den Ratings der Agenturen abgelesen werden kann. Weil es hier darum geht, dass ein Emittent seine Schulden nicht mehr bedienen kann, spricht man auch von Ausfall- oder Bonitätsrisiko.

 

2. Zinsänderungsrisiko

Risiko Nummer 2 ist das Zinsänderungsrisiko. Anleihekurse sind abhängig von den Veränderungen des Marktzinses. Während der Emittent die Anleihe am Ende der Laufzeit immer zum Nennwert, also zu 100 Prozent des Nennwerts, zurückzahlt, kann der Marktzins den Kurs der Anleihe während der Laufzeit in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Das ist relevant für Anleger, die ihre Anleihe vor dem Laufzeitende verkaufen müssen oder auf Kursgewinne spekulieren.

 

3. Währungsrisiko

Neben Anleihen, die in Euro zurückgezahlt werden, gibt es auch so genannten Fremdwährungsanleihen. Wegen der Möglichkeit von Wechselkursschwankungen schließt eine Fremdwährungsanleihe ein Wechselkursrisiko ein. Sinkt die Fremdwährung gegenüber dem Euro, muss ein deutsche Anleger Währungsverluste hinnehmen, steigt die andere Währung gegenüber dem Euro, so kann er Währungsgewinne verbuchen.



Wie können Anleger und Anlegerinnen Anleihen kaufen?

Anleihen sind nicht nur verzinsliche Wertpapiere, sondern auch börsengelistete Wertpapiere, das bedeutet: Anleger können Staatsanleihen, Unternehmens- und andere Anleihen an jedem Börsentag erwerben. Voraussetzung dafür ist ein Wertpapierdepot wie das des GENO Broker.

Schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob aktuell ein guter Zweitpunkt ist, um Anleihen zu erwerben. Die wichtigen Zentralbanken haben in den letzten Jahren eine äußerst lockere Geldpolitik betrieben, die Zinsen sind nahe null oder sogar negativ. In diesem so genannten Niedrigzinsumfeld waren und sind mit Anleihen keine attraktiven Renditen zu erzielen. Im Augenblick wendet sich das Blatt. Die Inflation steigt und die Zentralbanken denken über Zinsanhebungen nach, siehe dazu oben: Zinsänderungsrisiko.

Alles in allem ist das eine schwierige Phase für Anleihen, die die Risiken dieser Anlageklasse stärker in den Vordergrund treten lassen. Anlegerinnen und Anleger müssen daher Vorsicht walten lassen.

Was sind die Vorteile und Nachteile von Anleihen?

Vorteile von Anleihen

Anlegerinnen und Anleger, die in Anleihen investieren, erhalten vom Herausgeber der Anleihe, dem so genannten Emittenten am Ende einer Periode feste oder variable Zinszahlungen.

Ist eine Anleihe fällig, dann wird sie in voller Höhe an den Anleger oder die Anlegerin zurückgezahlt.

Anleihen unterliegen in der Regel geringeren Schwankungen als Aktien, die Volatilität ihrer Wertzuwächse ist niedriger.

 

Nachteile von Anleihen

Anleihen bieten nur begrenzte Rendite​chancen. Die Rendite beschränkt sich auf den Zinskupon und die Kursgewinne während der Laufzeit.

Im Falle einer Insolvenz des Emittenten besteht das Risiko des Totalverlustes.

Die Zinseinnahmen aus Anleihen unterliegen der Einkommensteuer, Anleihen sind also steuerlich benachteiligt.

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