Wie Sie Fehler bei ETFs vermeiden

Fallstrick Nr. 1: Der Einstiegszeitpunkt

Auch wer sich für ETFs und gegen aktive Fonds oder Aktien entscheidet, muss genau überlegen, wann er oder sie einsteigt. Das gilt weniger für Sparpläne, die mit ihrer fixen Anlagesumme in Abwärtsphasen mehr Anteile erwerben und so vom Cost Average Effekt profitieren können, ganz sicher aber gilt es für Einmalanlagen. Der Grund: Wer eine üppige Rendite erzielen möchte, muss dann zugreifen, wenn die Kurse noch vergleichsweise niedrig sind oder das Potenzial haben weiter deutlich zu steigen. Wer dagegen erst kurz vor einem Hoch kauft, wird eine mögliche Abwärtsbewegung mitnehmen – oder sich bestenfalls im Seitwärtsgang bewegen.

Wie Sie Abhilfe schaffen können: Eine gute Orientierung bieten Bewertungskennziffern, wie etwa das Kurs-Gewinn-, das Kurs-Buchwert- oder das Kurs-Cashflow-Verhältnis. Diese (und noch einige andere) haben wir Ihnen in diesem Newsletter in der Serie „Das 1x1 der Finanzbegriffe“ vorgestellt. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang nicht der aktuelle Preis des ETFs oder der Aktienkurs, sondern die Frage, ist das geplante Investment niedrig, angemessen oder hoch bewertet, mit anderen Worten: Ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt günstig oder teuer?

Verwirrende Vielfalt

Fallstrick Nummer 2: Die richtige Auswahl

Wie für jedes Investment gilt auch für ETFs, man muss die richtigen im Depot haben. Das ist wegen des riesigen Angebots an ETFs alles andere als trivial. Und es gibt ein zusätzliches Problem, den MSCI World. Er ist der mit Abstand beliebteste Index für global anlegende Aktien-ETFs – aber eine Mogelpackung. Das sagt zumindest Hartmut Walz, der an der Hochschule Ludwigshafen unter anderem die Themen Finanzkompetenz, Finanzdienstleistungen für Privatanleger und Anlagevehikel lehrt. Und er hat nicht Unrecht. Der MSCI World beinhaltet zwar rund 1.400 Aktien aus 23 Ländern, aber dabei handelt es sich ausschließlich um entwickelte Industriestaaten. Schwellenländer fehlen völlig, selbst eine so dynamische Volkswirtschaft wie Südkorea ist nicht darunter.

Wie Sie Abhilfe schaffen können: Der MSCI World ist nicht der einzige Index, auf den global anlegende ETFs aufgesetzt sind. Alternativen sind etwa der MSCI ACWI (All-Country World Index), der mehr als 2.600 Titel – auch aus Schwellenländern wie China – umfasst und rund 85 Prozent des global investierbaren Aktienuniversums umfasst. In Frage kommt auch der FTSE All-World, der die Aktien der 4.300 größten börsennotierten Unternehmen aus 49 Ländern weltweit beinhaltet – aus Industrie- und Schwellenländern, darunter China, Brasilien und Südkorea. Eine weitere Alternative zum MSCI World: Sie investieren nicht in einen globalen ETF, sondern in mehrere regionale oder gezielt in Schwellenländer-ETFs und diversifizieren Ihr Depot breiter.

Gefährliche Klumpenrisiken

Fallstrick Nummer 3: Klumpenrisiken

Noch problematischer ist die hohe Gewichtung der USA im MSCI World. Waren es vor vielen Jahren einmal etwas über 50 Prozent, liegt ihr Anteil heute bei 73,5 Prozent. Das sind fast drei Viertel des Indexes. Und als wäre das noch nicht genug, finden sich unter den zehn größten Positionen fast ausschließlich Tech-Riesen, wie Apple, Nvidia, Microsoft, Amazon und Meta. Rund 25 Prozent, also ein Viertel des Indexes entfallen auf Technologiewerte. Das ist das, was Experten Klumpenrisiken nennen.

Wie Sie Abhilfe schaffen können: Wie oben bereits erwähnt, hilft dagegen vor allem ein gut diversifiziertes Portfolio. Es ist zwar bequem (und verständlich), wenn Anleger mit nur einem ETF ihr globales Investment abdecken wollen, aber es ist nicht unbedingt die optimale Lösung. Deshalb gilt auch hier: Nicht alles auf eine Karte setzen und stattdessen breit streuen.

Unerwartete Steuern

Fallstrick Nummer 4: Unerwartete Steuern

Das kann etwa bei Fondsfusionen passieren. Jüngst so geschehen bei Amundi. Seit das Unternehmen vor einigen Jahren den Wettbewerber Lyxor übernommen hat, waren zwei passive ETF-Strategien auf den MSCI World im Angebot. Und auch die laufenden Kosten, die Replikationsmethode und die Ertragsverwendung waren identisch.

So gesehen, war die Verschmelzung sinnvoll, aber auch hier steckt der Teufel im Detail. Denn der eine ETF war in Irland beheimatet, der andere in Luxemburg – und daher werden sie unterschiedlich besteuert. Im Rahmen der Verschmelzung war der irische ETF der aufnehmende Fonds, vermutlich insbesondere deshalb, weil physisch replizierende Aktien-ETFs in Irland 15 Prozent weniger Steuern auf US-Dividenden zahlen als in Luxemburg. Das ist ein klarer Performance-Vorteil.

Leidtragende waren die Anleger des Luxemburger ETFs. Weil ihr Kapital ein Land verließ, als es von Luxemburg nach Irland floss, wurde die Verschmelzung wie ein Kauf und Neukauf behandelt. Sie mussten ihre Kapitalerträge versteuern. Bevor sie in den Genuss der Steuervorteile in Irland kommen, fällt zunächst Abgeltungsteuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer an. Zumindest dann, wenn sie mit ihrem ETF Gewinn gemacht haben und ihr Freistellungsauftrag von 1000 Euro für Alleinstehende und 2000 Euro für Verheiratete dafür nicht ausreicht.

Wie Sie Abhilfe schaffen können: Gegen den dritten kritischen Punkt können Anlegerinnen und Anleger – leider – selbst wenig tun, aber passieren kann es ihnen trotzdem. Aus diesem Grund haben wir eine Fondsfusion als möglichen Fallstrick hier aufgeführt, auch wenn es dafür ausnahmsweise keine konkrete Gegenmaßnahme gibt.

 

Fazit: ETFs haben – trotz all ihrer angenehmen Vorteile – auch ihre Tücken und sind nicht immer und unbedingt ein Selbstläufer. Anleger und Anlegerinnen müssen genau überlegen, welcher ETF für sie der richtige ist, welchen Index er wie nachbildet – und in welcher Börsenphase das Investment stattfinden soll.

Erfahren Sie noch mehr über ETFs

Was sind ETFs und wie funktionieren sie?

Exchange Traded Funds (ETFs) sind Investmentfonds und werden an der Börse gehandelt. Sie verteilen das investierte Kapital auf ausgesuchte Wertpapiere, um Indizes nachzubilden.

Vom Grundsatz funktionieren ETFs wie aktive Fonds: ETFs sind Kapitalsammelstellen, in die das Geld vieler Anleger fließt. Dadurch wird deren Kapitalkraft gebündelt. Weil alle Investoren gemeinsam investieren, kann sich jeder Einzelne schon mit kleineren Beträgen beteiligen.

Wie passen Nachhaltigkeit und ETFs zusammen?

Exchange Traded Funds (ETFs) sind transparent, kostengünstig – und können auch nachhaltig sein.

Für Sie als Anleger und Anlegerinnen lautet die Frage daher: Berücksichtigt ein Fonds oder ETF Umweltaspekte (Environmental), soziale Belange (Social) und Fragen der Unternehmensführung (Governance), also ESG-Faktoren?


 

 

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Risikohinweise:
Wertpapiere unterliegen Kursschwankungen und damit sind Kursverluste möglich. Zudem besteht ein Emittentenrisiko. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten können Verluste bis zum Totalverlust eintreten. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.