Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass wir Ihnen in dieser Kolumne das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) vorgestellt haben. Bei dieser klassischen Kennzahl teilt man den aktuellen Börsenkurs durch den erwarteten Gewinn pro Aktie für das jeweilige Prognosejahr.
Im Grunde gibt die Zahl an, wie viele Jahre ein Unternehmen den Gewinn erzielen muss, um den aktuellen Aktienkurs zu erreichen. Je geringer des KGV, desto gewinnstärker ist der Titel.
Sinn mach das KGV dann vor allem, um es in der sogenannten Peer Group innerhalb einer Branche (z.B. Automobile, Pharmawerte etc.) mit einem oder mehreren Wettbewerbern vergleichen zu können.
So weit, so gut: Problematisch ist, dass die Gewinne stark schwanken können und von außerordentlichen Effekten bestimmt werden. Außerdem werden sie, insbesondere in zyklischen Branchen, erheblich vom aktuellen Wirtschaftszyklus beeinflusst. Um dieses Problem zu beseitigen oder zumindest zu verringern, hat der Nobelpreisträger Robert J. Shiller das traditionelle Kurs-Gewinn-Verhältnis weiterentwickelt.
Als Berechnungsgrundlage nutzt er nicht den im letzten Jahr erzielten oder für das laufende Jahr erwarteten Gewinn, sondern den inflationsbereinigten mittleren Gewinn der vergangenen zehn Jahre. Durch die langfristige Betrachtung werden kurzfristige Gewinnausreißer oder konjunkturelle Schwankungen ausgeschaltet. Anders ausgedrückt: Mithilfe des Shiller-KGV werden stark schwankende und zufällige Gewinne geglättet – und die Ergebnisse zuverlässiger.
Eingesetzt wird das Shiller-KGV insbesondere in der Asset-Allokation, um sich ein Bild über die durchschnittliche Marktrendite der nächsten Jahre zu machen und bei langfristigen Investmentstrategien, um frühzeitig Überbewertungen etwa durch Spekulationsblasen zu erkennen. Im Englischen spricht man von der „Cyclically Adjusted Price-to-Earnings Ratio“, kurz CAPE, oder von der „P/E 10 Ratio“.